In den letzten Jahren haben rechtspopulistische Bewegungen weltweit zugenommen. Wahlergebnisse zeigen, dass sich viele Menschen von traditionellen Parteien abwenden und stattdessen alternativen Bewegungen ihre Stimme geben.
Populistische Parteien und deren Führungspersönlichkeiten gewinnen Zuspruch.
Was sind die Gründe für diese Entwicklung? Die Regierenden und die traditionellen Parteien sehen in diesen Gruppierungen „Fremdenhasser“, die die Zuwanderung und deren Folgen verurteilen und sehen darin die Gründe. Ein bei diesen Gruppierungen zweifellos bedeutender Aspekt, aber bei weitem nicht der Entscheidende.
In den oppositionellen Gruppierungen finden sich Menschen mit sehr unterschiedlichen, teils gegensätzlichen Interessen zusammen. Interessen, die im Kern auf einer nicht zufriedenstellenden Regierungsarbeit beruhen. Um sich mangels Alternativen Gehör zu verschaffen, schliessen sich immer mehr Bewohner eines Landes solchen Gruppierungen an. Wo und wie bitte können sich die Einwohner gegen den Wohnungsmangel wehren und von den Regierenden Unterstützung oder wirksame Massnahmen einfordern? Wo können sich Menschen gegen die steigenden Gesundheitskosten und die steigende Anzahl von Sozialfällen infolge von Armut wehren? Menschen, denen diese Sachen Mühe bereiten, finden bei den angeblich „Rechtsextremen“ deshalb Unterschlupf, weil diese von den Regierenden, wirksame Massnahmen fordern. Mit Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit hat das nur am Rande zu tun. Ebenso wenig hat das mit einer Abschaffung der Demokratie zu tun. Es geht schlicht um die Aufforderung, die erwähnten Missstände - und eine ganze Reihe weiterer - zu beseitigen.
„Rechtspopulistische“ Parteien und ihre Mitglieder verurteilen oder die Parteien gar verbieten, schafft die Unzufriedenheit den Parteien und den Regierenden gegenüber nicht aus der Welt. Im Gegenteil, deren Zusammenhalt und die Auflehnung wird noch verstärkt. Die Unzufriedenheit der Oppositionellen lässt sich nur mit rigorosen Änderungen alt hergebrachter, festgefahrener Regierungs- und Verwaltungsprozeduren abbauen. Derartige Veränderungen schaffen neues Vertrauen und schützen vor Geschehnissen wie in den USA.
Keine Regierung ist in der Lage, mit beschränkten finanziellen Mitteln, die Herausforderungen der Arbeitslosigkeit, Altersarmut, Diversität, Gesundheitskosten, des Wohnungsmangels, der ausufernden Entwicklung bei der Zeugung, Lebenserhaltung und Brutalitäten von Menschen, der nicht mehr kontrollierbaren Anwendung künstlicher Intelligenz, das Auseinanderdriften von Arm und Reich, die steigende Umweltbelastung durch Abfälle der Wirtschaft, dem Streben nach der besten Armee meistern und sich gleichzeitig in Kriege sowie politische und wirtschaftliche Bruderschaften zu verstricken. Allein diese Aufzählung offenbart, dass die hochgepriesene, vorangetriebene Globalisierung und die hochstilisierte technologische Entwicklung durch die Weltführerschaft nicht mehr beherrschbar sind.
Die Herausforderung der gegenwärtigen Regierungen ist, der Bevölkerung den Weg in eine menschen- und umweltgerechte Zukunft aufzuzeigen und diesen Weg zu ebnen. Nationalismus, Fremdenhass und Demokratieverweigerung sind nicht die Ursache der Regierungsfeindlichkeit. Es sind vielfältige, sachliche Gründe, die den Menschen Unbehagen und Unverständnis bewirken. Alle diese unzufriedenen Menschen finden sich in der Opposition ihrer Länder zusammen und verlangen sachdienliches, dem Wohlbefinden, dem sozialen Frieden und der Erhaltung der Umwelt dienendes Verhalten.
Menschen haben die herausragende Eigenschaft, sich neuen Gegebenheiten anzupassen. Transparente Gesetze und klare Entscheidungen sind selbst dann besser, wenn sie einzelne Bevölkerungsgruppen benachteiligen. Verbittert wurde jeweils bei geplanten Ortsumfahrungen, beim Rauchverbot, bei der Anschnallpflicht, aber auch bei bedeutenden Vorhaben wie dem Frauenstimmrecht oder der AHV gekämpft. Heute möchte niemand mehr auf diese nützlichen Beschlüsse verzichten. Mit gleichermassen mutigen Entscheidungen im Bereich Produktion, Ausbringen und schlussendlich Entsorgen von Wirtschaftsgütern, die keinen Wohlstand bedeuten und nur mit irreführenden Werbemassnahmen Abnehmer finden, liesse sich ein wesentlicher Faktor unzufriedener Bevölkerungsgruppen beseitigen. Frei werdende Ressourcen liessen sich dort einsetzen, wo Bedarf zur Lebensverbesserung besteht.
Gesetze wurden früher geschaffen, um allen gleichermassen einen weit gespannten Lebensraum zu gewährleisten. Mit heutigen Gesetzen wird versucht, die Wünsche jeder Gruppierung, ja sogar jedes Bürgers zu erfüllen. Schwammige und unübersichtliche Gesetze und Verträge sind die Konsequenz. Im Endeffekt kann ein einzelner Bürger die Auswirkungen auf sein Leben nicht mehr erkennen und eine Klarlegung ist nur mithilfe von Juristen möglich. Häufig kommen selbst diese zu unterschiedlichen Einschätzungen von Fragestellungen. Als Beispiel ist es bei der Altersvorsorge (AHV und Pensionskasse) hierzulande unmöglich, verlässliche Angaben zu machen, mit welcher Finanzierung wie viel Rente resultiert. Wie sollen die Bürger unter diesen Voraussetzungen ihre Altersvorsorge sinnvoll an die Hand nehmen?
Weitere ausgeprägte Bedürfnisse der Menschen sind klare und stabile Lebensbedingungen. Dass immer dort heftige Widerstände entstehen, wo Veränderungen stattfinden, ist zur Genüge bekannt. Klare Entscheide schaffen die Voraussetzung, sich in einem neuen Rahmen Schritt für Schritt seine Wohlfühlposition zu suchen und sich darin zu entfalten. Bei fehlenden, unklaren oder sich ständig ändernden Regeln fehlt den Menschen die Orientierung. Das Gefühl nach einer fehlenden Rechtsordnung macht sich breit. Es ist von abgehobener politischer und wirtschaftlicher Elite die Rede, und der Schritt, nach eigenen Regeln zu leben, ist nicht weit. Sich ausweitende Betrügereien oder gar Verbrechen haben hier ihre Ursache: „sie erwischen mich ohnehin nicht oder können mangels klarer Regeln mir nichts antun“.
Die entscheidende Massnahme, um die Unzufriedenheit der Bewohner abzubauen und das Vertrauen in die Regierung zu stärken, ist, den Focus in allerhöchster Priorität auf die Beschäftigung der Menschen zu richten. Dabei geht es nicht primär ums Geld verdienen. Wichtiger ist eine befriedigende Beschäftigung, eine Beschäftigung, die jede und jeden für die erbrachten Leistungen mit Stolz erfüllt. Anerkennung in der Gesellschaft ist nicht nur bei Sportlern, bei Medienstars oder bei Politikern von Bedeutung. Es ist bei allen Menschen ein dominierendes Grundbedürfnis, welches letztendlich den Antrieb für die Entwicklung unserer Gesellschaft und damit den Wohlstand brachte. Jedem Menschen die Chance geben, sich in diesem Sinn zu verwirklichen, muss das Ziel gegenwärtiger Regierungen sein. Routinetätigkeiten in der Massenfertigung oder am Computerbildschirm gehören nicht zu den glücklich machenden Tätigkeiten. Viele der noch vorhandenen, befriedigenden Tätigkeiten wie Bilder gestalten, Texte verfassen, Musik komponieren oder Filme produzieren sind auf dem Weg, durch monströse Computersysteme (künstliche Intelligenz) wegrationalisiert zu werden. Es wird ein gehöriges Mass an Kreativität brauchen, um Millionen Menschen zukünftig befriedigend und langfristig so zu beschäftigen, dass ein von Mitmenschen geschätzter Wert entsteht, sodass jemand bereit ist, dafür Geld auszugeben. Neben zufriedenen Menschen sind Tätigkeiten die Grundlage zur Finanzierung des Sozialstaates und für den Wohlstand aller Bevölkerungsschichten. Keine oder nicht erfüllende Arbeiten sind Quellen innerer Unzufriedenheit und zeigen sich heute im steigenden Bedarf an psychologischer Unterstützung. Nicht in das wirtschaftliche, gesellschaftliche Leben eingebunden zu sein, ist zudem häufig der Ursprung von Verbrechen aller Art - bedingt durch Arbeitslosigkeit junger Menschen, ebenfalls mit steigender Tendenz.

