Die Welt der kinder

Kindererziehung bedeutet, die Kinder für das irdische Leben „tauglich“ zu machen. Weil wir uns zur freien Marktwirtschaft bekennen und diese für das Tun und Lassen der Menschen massgebend ist, lernen die Kinder primär, mit den Instrumenten der Wirtschaft zu leben und diese bestmöglich für ihr persönliches Leben einzusetzen.

Die Erziehung beschränkt sich auf das irdische Dasein, teilweise sogar nur auf die Zeit bis zur Erwerbstätigkeit. Diese einseitige Ausrichtung lässt einen Egoismus erkennen. Ein Egoismus, der selbst auf die Nachkommen keine Rücksicht nimmt - die sollen mit ihrer Lebenssituation selbst zurechtkommen. Menschen zu zeugen und zu gebären sowie Ressourcen für die zukünftigen Generationen zu hinterlassen, sind indes bedeutendere menschliche Aufgaben als wirtschaftliches Wachstum zu schaffen. Die Kindererziehung darf sich daher nicht auf das irdische Leben von Geburt bis zu Tod beschränken. Viel mehr muss die Lebensweise derart gestaltet werden, dass die Menschheit seinen natürlichen Fortgang findet.


Der Begriff „Kindererziehung“ drückt aus, dass den Kindern etwas anerzogen, aufoktroyiert werden muss. Etwas, das sie zum Leben benötigen, jedoch nicht mit in die Wiege gelegt wird. Neben dem Aneignen von Wissen lernen Kinder, wie auch andere Lebewesen, alles, was sie zum Leben benötigen durch Nachahmung, durch Ausprobieren und durch Erfahrungen sammeln. Kinder erziehen geschieht in erster Linie durch Vorleben (zuschauen lassen, wie es im Alltag läuft). Aufgabe aller an der Erziehung Beteiligten ist, Kinder am normalen Alltagsleben teilhaben zu lassen und sie bei ihren „Gehversuchen“ allenfalls vor Schaden zu bewahren. Der Begriff „Kindererziehung“ widerspricht dieser Deutung und wird nachfolgend durch „Entwicklungsjahre“ ersetzt.

 
Sieger von Wettkämpfen aller Art, prominente Personen sowie die Musik- und Filmstars werden von den Medien unablässig bejubelt. Dass nur die Besten gewürdigt werden, verankert sich in den Köpfen der Eltern und Heranwachsenden. Um im Leben das natürliche Bedürfnis nach Anerkennung zu erzielen, muss in den Entwicklungsjahren maximale, individuelle Leistung antrainiert werden. Eine gestresste Gesellschaft, mit steigenden, psychischen Problemen Jugendlicher, sind die sichtbaren Auswirkungen. Schon bei Kleinkindern sind die Eltern akribisch bemüht, den eigenen Kindern eine Spitzenstellung einzuräumen. Ein Kinderzimmer muss trendy eingerichtet sein. Eltern sind die Manager ihrer Kinder. Sie sorgen für neusten Modekleider, die perfekten Ausrüstungen und das umfassendste Freizeitprogramm. Durch Erfüllung jeden Wunsches entwickeln sich Kinder zu kleinen Terrorzwergen, dann zu Narzissten, die später gesellschaftliche Regeln nicht verstehen und in der Gemeinschaft Mühe bekunden. Ebenso abträglich ist, wenn Eltern ihr Kind überbehüten, sodass sie wenig Freiraum zur Selbstentwicklung haben oder wenn sie zu früh auf sich selbst gestellt oder sogar allein gelassen werden. Verwahrlosung und Abgleiten zum Aussenseiter der Gesellschaft sind die Folgen.

 
Die UNICEF hat im Jahre 2014 Kinder nach ihren Bedürfnissen befragt. Ganz oben stehen Freundschaft und Familie. Für 73 % aller befragten Kinder ist Freundschaft total wichtig. Mit 74 % der befragten Kids ist die Familie das Allerwichtigste. Kids wünschen sich mehr Zeit mit Mama und Papa. Und zwar Zeit, die nicht nur der reinen Versorgung und Betreuung des Kindes gilt, sondern Zeit, in der die Kinder am Leben der Eltern teilhaben, sich daran orientieren, nachahmen, Handlungen der Erwachsenen ausprobieren und lernen können. Diese Beteiligung der Kinder am Erwachsenenleben war in der Vergangenheit beim Bäcker, beim Schneider, beim Bauer etc. selbstverständlich. Wer es einmal erlebt hat, mit welcher Begeisterung Kinder beim Gärtnern, beim Pferde pflegen, beim Schnibbeln von Gemüse etc. begeistert mitmachen, versteht, wovon hier die Rede ist. Ihre Begeisterung ist komplett, wenn sie etwas Neues entdeckt oder geschafft haben. Bei diesen Handlungen ist ausschlaggebend, mit welcher Begeisterung der „Erziehende“ zu Werke geht. Kein Kind wird sich eine Handlung angewöhnen und später engagiert einsetzen, wenn es nicht freudvoll und engagiert vorgelebt sondern mit „du musst...“ dazu gezwungen wird.

 


Das harmonische Zusammenleben von Menschen erfordert Regeln, teilweise mit strickten Grenzen. Entsprechend ist das Schaffen, der Umgang damit und die Konsequenzen bei Nichteinhaltung von Grenzen zwingend ein Bestandteil der Entwicklungsjahre. Kinder müssen die Erfahrungen machen, dass ein überschreiten geltender Grenzen, weh tun kann. Um das zu erfahren, muss der/die Erziehende gelegentlich den Richter spielen und eine angemessene Strafe festlegen und durchsetzen. Allerdings muss die Vorbildfunktion gewahrt sein. Jugendlichen mit Gassiführen des Hundes zu beauftragen, weil selbst keine Zeit zur Verfügung stehe – infolge anderer angeblich dringender Aufgaben - ist keine Förderung, sondern eine Herabsetzung des Kindes. Es sei denn, das Halten eines Tieres sei der Wunsch des Kindes.

 
Kids brauchen die Erfahrung, frustriert zu sein, wenn es mal nicht so läuft, wie sie das wollen. Frustration stärkt den Umgang mit Konflikten und das Lösen derselben. Allerdings benötigen Kinder verlässliche Angaben, klare Regeln, nach denen sie sich richten können. Sind die Eltern inkonsequent, kann dieses Verhalten zu Missverständnissen, Orientierungslosigkeit führen. Häufig sind lang anhaltende Eltern-Kind-Konflikte die Folge.

 
Die Welt entdecken ist den Kindern angeboren. Das beginnt mit Schubladen ausräumen, geht über das Ausprobieren von Skadeboards und findet den Fortgang beim Ausprobieren elektronischer Geräte. Der Umgang mit elektronischen Geräten führt uns anschaulich vor Augen, wie Kinder neue Gebiete entdecken und damit umgehen lernen. Weitaus der grösste Teil der Erwachsenen vermögen dem Wissen und Können der Jugendlichen in der Digitaltechnik nicht folgen. Die Erwachsenenwelt sollte aus dieser Erfahrung die nötigen Schlüsse ziehen und die Entwicklungsjahre der Kinder grundsätzlich überdenken.

 
Entwicklungsjahre dürfen nicht allein auf den wirtschaftlichen Erfolg im irdischen Leben ausgerichtet sein. Wir stehen für den Fortbestand der Menschheit in der Verantwortung. Es ist sinnlos, unseren Kindern eine Lebensweise anzueignen, von der wir wissen und überzeugt sind, dass eine solche für den grössten Teil der Weltbevölkerung in fünfzig oder hundert Jahren nicht möglich sein wird. Die allgegenwärtige Werbung, der Raubbau an den natürlichen Ressourcen und die sich negativ auswirkenden Umweltbelastungen haben uns zu Arbeits- und Konsumwesen degradiert. Zwar ist ein Einsehen weit verbreitet, aber es fehlt, insbesondere wegen dem nicht überhörbaren Ruf nach Selbstbestimmung, an Ideen und Instrumenten, eine Änderung herbeizuführen.

 
Ziele der Entwicklungsjahre muss sein, von der Erziehung zum Einzelkämpfer (Egoismus) abzukehren und den Gemeinschaftssinn ins Zentrum zu rücken. Die Stärkung des Gemeinschaftssinns, das Miteinander anstelle des Einzelkämpfertums versetzt die Menschen in die Lage, für das Wohlergehen dieser und der kommenden Generationen gerüstet zu sein. Einzel-Schulzeugnisse und die PISA Studien mögen in der Vergangenheit ihren Zweck erfüllt haben, sind aber heute fehl am Platz. In keinem Unternehmen, egal ob Wirtschaftsunternehmen oder Verwaltung, werden „Einheitsmenschen“, wie es die heutige Schule hervorzubringen versucht, benötigt. In einer Gruppe von Menschen hat jedes Mitglied besondere, persönliche Fähigkeiten die es einbringen kann und soll. Unterschiedliche, menschliche und schulische Fähigkeiten führen in einem Team zu maximaler Motivation und Leistung. Fussballmanschaften setzen sich beispielsweise aus verschiedenen Talenten zusammen und nicht nur aus Top-Torschützen.

 
Entsprechend ist der Schulbetrieb auszugestalten. Nicht die Einzelleistung zählt, sondern das, was die Gemeinschaft, also die Klasse oder die ganze Schule hervorbringt. In den Schulen die Gemeinschaft vorzuleben, vermittelt jedem Einzelnen die Sicherheit dazuzugehören. Viele Kinder schaffen es nicht, sich mit eigenen Kräften in den Klassenverbund „hineinzudrängen“. Sie fristen ein Randdasein, gehen ungern zur Schule und nicht wenige beanspruchen den schulpsychologischen Dienst. Die Förderung der Gemeinschaft vermittelt nebenbei die Kompetenz, sich im späteren Leben in eine Gemeinschaft einzufügen und seine Position zu finden.

 
Nicht die Mathematik und das Lesen sind die Themen, die im Zentrum der gemeinschaftlichen Arbeit stehen müssen, sondern die Ernährung, das soziale Wohlbefinden, die Kultur, die Natur und die Funktionsweise der Wirtschaft. Während die Kleinkinder die Grundlagen, stets anhand praktischer Experimentierfelder, erarbeiten, befassen sich die Jugendlichen mit aktuellen Problemen und erarbeiten im Klassenverbund praktische Lösungen. Die Lösungen werden, anstelle von Einzelzeugnissen, in einem friedlichen Wettstreit mit anderen Klassen verglichen und ausgezeichnet. Die Entwicklungsjahre haben ihren Zweck erfüllt, wenn die heranwachsenden Menschen das Wohlbefinden aller Menschen in der natürlichen Umwelt und die Sicherung des Fortbestandes verinnerlicht haben und dies als Lebensziel sehen.

Den globalen Veränderungen angepasste Schule!

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