Industrieanlage

 

„Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Virus werden uns viel länger beschäftigen als das Virus selbst. “ Angel Gurría

 

 

Von den 130 Uhrenmarken bietet ein großes deutsches Fachgeschäft 3.200 Armbanduhren für Herren und 2.900 für Frauen an. Bei einem internationalen Online Händler können Männer aus 182.000 und Frauen aus 140.000 Modellen ihre Wahl treffen.

Die bekanntesten 47 der über 100 Automarken bieten insgesamt 680 Modelle zur Auswahl an. Eine vergleichbare, unglaubliche Vielfalt lässt sich auch bei Shampoo, Käse, Wein, ja praktisch beim ganzen Warenangebot feststellen.

Die Globalisierung hat uns eine Produktvielfalt beschert, die selbst für Konsumenten, die über ein ordentliches Einkommen verfügen, nutzlos sind. Kein Mensch ist in der Lage aus dem riesigen Angebot dasjenige Modell heraus zu suchen, das vermeintlich seinen Bedürfnissen am besten gerecht wird. Damit Zeit zu verschwenden ist auch nicht erforderlich. Die wichtigsten Merkmale wie beispielsweise beim Auto die Motorenleistung, der Benzinverbrauch, die Innenausstattung sind jeweils bei einer Vielzahl angebotener Modelle identisch.


Nicht die sachlichen Eigenschaften eines Gegenstandes geben beim Kauf den Ausschlag, sondern die Cleverness des Marketings. Mit Prospekten, Ausstellungen, Fernseh-, Radio-, Internetwerbung, Sonderangeboten, Clubkarten, Verkaufsräumen die mit Licht, Duft und Musik eine abgestimmte Atmosphäre schaffen sowie souveränen Verkäufern wird mit allen erdenklichen Tricks zum Kauf des jeweiligen Produktes animiert. Die Krieg führende Abteilung ist das Marketing. Beispielweise ist es bei Armbanduhren deren Ziel, im Konkurrenzkampf mit 130 Marken die Spitzenposition zu ergattern. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass mit immer dreisteren Methoden das jeweilige Produkt nicht nur bei möglichen Kunden permanent ins Bewusstsein gerückt wird, sondern auch bei Menschen, die für das Produkt keine Verwendung haben oder sich dieses gar nicht leisten können.


Beispielsweise erscheint auf dem Computer Bildschirm, statt das gewünschte Formular zum Bezug einer Fahrkarte, eine großflächige Werbung. Der Knopf um diese wegzuklicken ist dermaßen gut versteckt, dass die Werbebotschaft minutenlang im Blickfeld bleibt. Unverhofft landen Newsletter im E-Mail Eingang und nur nach langem Durchsuchen des mehrseitigen Dokuments findet man eine Möglichkeit, die Abschaltung der unerwünschten E-Mails in die Wege zu leiten. Sich noch ständig weiter ausbreitende Großanzeigen bewirken in Städten ein Geflunker von Werbebotschaften. Die ständig sich wiederholende Fernsehwerbungen ärgern die Bevölkerung vor allem auch deshalb, weil alle Werbeblöcke gezielt zur gleichen Zeit ausgestrahlt werden oder die Einblendungen dermaßen kurz sind, dass es außer dem Ausschaltknopf keine Alternativen gibt, sich der Berieselung zu entziehen. Wer kennt sie nicht die Rabattschilder -20 %, -30 %, -40 %. Nicht die Konsumenten, wie das gerne Erzählt wird, verlangen diesen Preiskampf, sondern die Absatzkanäle ziehen mit diesem Mittel Kunden auf ihre Seite. Auf dem Lebensmittelmarkt mit der Konsequenz qualitativ schlechter, Natur schädigender, zum Teil Gesundheit gefährdender Produkte.


Mit Werbung werden, global gesehen, keine Arbeitsplätze gesichert. Die Erhaltung oder Steigerung von Absatzzahlen setzt bei Konsumenten ein höheres, verfügbares Einkommen voraus. Ansonsten wird mit Werbemaßnahmen lediglich der Verdrängungskampf angeheizt. Gosse Unternehmen bauen ihre Marktanteile aus, während die Kleinen in die Unwirtschaftlichkeit, in den Verlust von Arbeitsplätzen und schlussendlich in den Konkurs getrieben werden.
Die heute angewendeten Werbemethoden verleiten Konsumenten, nicht selten mit Unwahrheiten, zu nachteiligen Entscheidungen, ärgern weite Teile der Bevölkerung, bewirken durch Reizüberflutung unnötigen Stress, schaden der Umwelt durch Abholzung der Wälder und schaffen durch den Verdrängungsmarkt soziale Ungerechtigkeiten. Dem entgegengesetzt wünschen Konsumenten erstklassige, den neusten Entwicklungen gerecht werdende, umwelt-, tier- und menschengerecht hergestellte Produkte.


Es liegt an der Politik den entscheidenden Anstoß in diese Richtung zu geben und in absehbarer Zeit die Menschen im Land vor unerwünschte Werbung zu schützen. Telefonanrufe zu Werbezwecken sind bereits verboten. Dieses Verbot brachte eine angenehme Verbesserung der Lebensqualität und hat gezeigt, dass die Industrie durch solche Maßnahmen nicht zu leiden hat. Es gilt, dieses Verbot auf das Internet, auf das Fernsehen und auf die Werbung im öffentlichen Raum auszuweiten. Befürchtungen gewisse Medienangebot würden dadurch verunmöglicht sind unbegründet. Die nutzlos produzierten Werbemaßnahmen setzen ein gewaltiges Finanzpotential frei, das, an die Konsumenten weiter gegeben, das Bezahlen und Konsumieren werbefreier Medien ohne steigende Belastungen gewährleistet.

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