Eine Kryptowährung, auch Digitalwährung oder E-Geld genannt, dient dem bargeldlosen Zahlungsverkehr und ist gedacht als Konkurrenz zum Zahlungsverkehrssystem der Banken.
Kryptowährungen benötigen keine Notenbanken und unterstehen insofern keiner Behörde oder sonstigen Organisation. Das System wird gemeinschaftlich aber durchwegs anonym betrieben. Es verfügt über keinen zentralen Punkt, von dem aus sich Fehler oder Manipulationen über das ganze System ausbreiten könnten. Kryptowährungen auf Blockchain-Basis gelten als äusserst sicher. Allerdings sind Kryptowährungen, wie alle mit Software betriebenen Systeme, nicht vor Softwarefehlern gefeit, wie einige Beispiele zeigen. Im Fall von BITCOIN konnten indes alle Störfälle durch Softwarekorrekturen und kooperatives Verhalten der Beteiligten behoben werden.
Die technische Grundlage für die meisten Kryptowährungen, von denen es zwischenzeitlich mehrere Tausend gibt, ist die Blockchain. Sie besteht aus einem Computernetzwerk bei dem die Teilnehmer, die entweder digitale Währungen kaufen oder neue Münzen (Coins) generieren, absolut gleichgestellt sind. Bildlich gesehen, handelt es sich um einen Korb voller Münzen, die man kaufen und damit anschliessend Zahlungen abwickeln kann. Die Coins existieren nirgends in Papier- oder Münzform sondern lediglich als Datenblock. Es gibt mehrere mit einem Marktplatz vergleichbare Plattformen (Kryptobörsen) auf denen mit Kryptowährungen gehandelt wird. Die Gesamtmarktkapitalisierung aller Kryptowährungen übertraf am 12. Mai 2021 die Marke von 2,5 Billionen US-Dollar.
Die erste digitale Währung, BITCOIN, wurde im Jahre 2009 auf dem Markt präsentiert. Der ursprünglich angedacht Verwendungszweck – universelles Zahlungsmittel – konnte sich indes nicht durchsetzen. Geld erfüllt seine Funktion als Zahlungsmittel nur, wenn Vertrauen in die langfristige Wertstabilität und die Anerkennung als Zahlungsmittel vorhanden ist. Offensichtlich fehlte den BITCOINs das Vertrauen. Wer möchte schon eine Währung in der Tasche mitführen und einkaufen gehen, wenn deren Wert plötzlich um zehn, zwanzig Prozent zerfällt. Diese Erfahrung führte zur Erkenntnis, dass das dem Zahlungsverkehr dienende Geld nicht dem Markt und damit einigen mächtigen privatwirtschaftlichen Unternehmen überlassen werden kann, sondern eine Kontrolle im Stil der Zentralbanken notwendig ist. Demnach ist zwischen rein privatwirtschaftlichen, anonymen Kryptowährungen für Spekulationsgeschäfte und staatlich kontrollierten Varianten, die dem Zahlungsverkehr dienen, zu unterscheiden.
Dass eine reine, marktwirtschaftliche Kryptowährung für den Zahlungsverkehr unrealistisch ist, musste vor allem Facebook mit ihrem Kryptowährungs-Projekt LIBRA erfahren. Die Digitalwährung sollte mit klassischen Währungen wie Dollar, Euro und Yen gekauft oder mit Anleihen hinterlegt werden können. Um die Unabhängigkeit von Zentralbanken zu unterstreichen, sollte dieses Vorhaben in der Schweiz angesiedelt und von einer Schweizer Stiftung beaufsichtigt werden. Diese sollte über die Einhaltung rechtlicher Vorschriften wachen und Geldwäsche verhindern. Beginnend beim US-Präsident Donald Trump über die G7-Finanzminister bis hin zu Landesregierungen waren alle bestrebt die LIBRA zu verhindern, sodass sich Facebook aus der Schweiz zurückzog und unter dem Namen DIEM eine Kryptowährung lancierte die an den US-Dollar gekoppelt ist. Facebook konnte damit die USA-Politik für sich gewinnen. Durch die Koppelung an den US-Dollar ist die nötige Stabilität gegeben, sodass sich der US-DIEM durchaus als das weltweit einheitliche, digitale Zahlungsmittel etablieren könnte. Praktisch könnten damit, losgelöst von Banken und Währungen rund um den Erdball mit wenigen Klicks, Geldbeträge von Handy zu Handy ausgetauscht werden. Auf den Smartphones wären zukünftig Wallets (Geldbörsen) in denen digitale Scheine und Münzen verwahrt und immer und überall als Zahlungsmittel verfügbar wären.
Während DIEM über den Dollar an's herkömmliche Finanzsystem gebunden ist, sind BITCOIN oder ETHER vollständig unabhängig von Zentralbanken. Das ermöglicht völlig anonyme Zahlungen. Allerdings unterliegen diese Digitalwährungen keiner übergeordneten Kontrolle und sind entsprechend unstabil. Der Geldwäscherei und kriminellen Machenschaften, wie Lösegeld-Erpressung, sind bei diesen Kryptowährungen Tür und Tor geöffnet.
Durch diese Entwicklungen herausgefordert will die Europäische Zentralbank in den nächsten fünf Jahren den E-Euro einführen. Prinzipiell entspricht der E-Euro dem DIEM, ist jedoch anstelle des US-Dollars an den Euro gekoppelt. Handelbar sollen Beträge bis 3'000 Euro zugelassen sein. Höhere Beträge müssen, wie bis anhin, über die Bank abgewickelt werden. Bis 3'000 Euro könnten Arbeitgeber den Lohn direkt auf das Smartphone überweisen und damit Banken völlig auslassen.
Die Schweiz hat sich als eines der kryptofreundlichsten Länder herauskristallisiert und wird oft als “Krypto-Nation” bezeichnet. Im Oktober 2020 hat der grösste Schweizer Krypto-Verband ein starkes Wachstum der heimischen Krypto-Branche vermeldet. Demnach beherbergt die Schweizer Krypto-Branche bereits 800 Unternehmen, in denen mehr als 4'000 Personen arbeiten.
Gegenwärtig würde eine digitale Währung (E-CHF) der Schweiz keinen Nutzen bringen, sondern eher Risiken schaffen, insbesondere im Bereich der Finanzstabilität. Der Bundesrat hat das gleichermassen im Dezember 2019 in einer Botschaft festgestellt. Die rasche, technologische und weltpolitische Entwicklung kann jedoch in Zukunft zu einer neuen Einschätzung führen. Den Bürgern würde die digitale Währung ein überall einsetzbares - beispielsweise auch bei kirchlichen Opfergaben - einfach zu handhabendes, elektronisches Taschengeld bringen. Landesintern existieren indes schon, beispielsweise mit TWINT, bewährte, bargeldlose Zahlungssysteme.
Während sich die meisten Länder noch in der Diskussions- und Forschungsphase bezüglich Digital-Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC) befinden, haben Schweden und China mit umfangreichen Praxistests bereits begonnen.
Schweden, das bei bargeldlosen Zahlungen weit vorne liegt, etablierte eine E-Krone. Anders als bei BITCOIN gibt es bei der E-Krone keine vollständige Anonymität. Es lassen sich lediglich kleine Beträge anonym übermitteln. Bei grösseren muss die Identität offen gelegt werden, um Geldwäsche oder Terrorfinanzierung zu unterbinden. Für die Behörden von Schweden dürfte vor allem die Auswirkungen auf das Steuereinkommen von Interesse sein. Eine ganz oder teilweise anonyme Kryptowährung verunmöglicht den Steuerbehörden die Überprüfung der Steuerdeklaration mittels Transfer- und Kontobelegen. Die Anonymität der Kryptowährung wirkt gleichermassen wie das Schweizer Bankgeheimnis, das auf Druck der internationalen Politik aufgehoben werden musste. Diesbezüglich öffnet sich ein weltpolitisches Spannungsfeld. Lässt nämlich ein Staat ein anonymes, an eine stabile Währung gekoppeltes Kryptogeld zu, können sich sämtliche Weltbürger zur Steueroptimierung an dieser Stelle ein „schwarze Konto“ einrichten.
Voraussichtlich wird Facebook, mit seiner Kryptowährung DIEM, zur Lösung dieses Problems, allen Staaten Deals zur Übergabe steuerrelevanter Daten anbietet. Dem global verwendbaren E-Geld würde, zumindest in den westlichen Industriestaaten, nichts mehr im Wege stehen. Allerdings mit einer Institution, der ein äusserst schaler Geschmack anhaftet, wären doch sämtliche in DIEM abgewickelten Finanzdaten irgendwo in den USA gespeichert. Grösstenteils ist dies allerdings, durch den von den USA, zum Zweck der Terrorbekämpfung angeordneten Informationsaustausch der Finanztransaktionen, bereits heute der Fall.
Stehen die westlichen Industriestaaten dem DIEM ablehnend gegenüber, könnte eine alternative Digitalwährung aus China grosse Nutzergruppen erobern und so die Finanzsysteme auf die Probe stellen. Hunderttausende können den digitalen Yuan schon heute ausprobieren.