Entwicklungshilfe

Ziel einer Entwicklungshilfe muss sein, die Lebenssituation von Menschen langfristig und nachhaltig zu verbessern. In fünf bis zehn Jahren sollen die Bewohner eines Landes oder einer Region in der Lage sein,

die notwendigen Güter und Dienstleistungen, soweit es die natürlichen Gegebenheiten ermöglichen, selber zu erarbeiten und für alle verfügbar zu machen. Es geht um die dauerhafte Sicherstellung der Grundversorgung wie Lebensmittel, um die medizinische Versorgung, um die freie Entfaltung der Menschen, um den Schutz vor körperlichen und seelischen Misshandlungen und um die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlage für zukünftige Generationen.


Definitionsgemäss ist das Ziel der Entwicklungshilfe, in Regionen, in denen die Grundbedürfnisse der Menschen nicht abgedeckt sind, zur Schaffung von menschlichen Lebensbedingungen beizutragen. Ein Anliegen, das die Bevölkerung wohlhabender Länder durchaus unterstützen würde, wäre die Entwicklungshilfe in der nahen Vergangenheit nicht erheblich „verwässert“ worden. Entwicklungsgelder wurden vermehrt verdeckt für politische und wirtschaftliche Interessen abgezweigt. So wurde es möglich, dass gemäss der OECD im Jahre 2023 an die Ukraine höhere Beträge an Hilfsgeldern ausbezahlt wurden als für die Hilfen in den Regionen Zentralafrika, Ostafrika, Westafrika und Südafrika zusammen. Eine klar politisch motivierte Handlung. Die Schweizer Regierung spricht daher nicht mehr von Entwicklungshilfe, sondern von internationaler Zusammenarbeit IZA. Dass freigegebene Entwicklungshilfegelder unter diesen Voraussetzungen in unerwünschte Kanäle fliessen, ist unvermeidbar. National- und Ständeräte sind sich dessen bewusst und versuchen mit Schutzbestimmungen dies zu verhindern. Kontrollieren lässt sich der Geldfluss, bei den vorhanden komplexen Verflechtungen von politischen-, wirtschaftlichen- und Entwicklungshilfe-Organisationen, allerdings nicht. Wenn zur Verfügung gestellte finanzielle Mittel nicht den Zielen der Geldgeber entsprechen, sondern dorthin fliessen, wo politische oder wirtschaftliche Kräfte wirken, ist Willkür im Spiel. Eine Reform der Entwicklungshilfe drängt sich in dem Sinn auf, als die Gelder nicht zur weiteren Nutzung an Organisationen, sondern ausschliesslich an Projekte mit klaren Zielen, Verantwortlichkeiten und Kontrollen zur Verfügung gestellt werden.


Die schweizerische Datenbank der Entwicklungszusammenarbeit DEZA beinhaltet gegenwärtig 783 Projekte in 110 Ländern, die von verschiedenen Bundesämtern mitfinanziert werden. Mitbeteiligt sind 40 schweizerische NGOs sowie 25 nationale und 23 internationale Hilfeorganisationen. Die bearbeiteten Themen reichen von Umwelt- und Klimaschutz über Politik, Menschenrechte, Religionen, Forschungsprojekte, Not-/Katastrophenhilfe bis hin zu Kultur. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei dieser Vielfalt an Ländern, Organisationen und Themen die gezielte Verwendung der Gelder unmöglich und der daraus resultierende Nutzen marginal ist. Darin liegt wohl der Grund, weshalb in den relevanten Entwicklungshilfe-Berichten mehrfach die Steigerung der Effizienz gefordert wird. 


Für die kleine Schweiz ist es aussichtslos, bei den unzähligen Brennpunkten weltweit, kontrolliert zu nachhaltigen Lösungen beizutragen. Bei einer Präsenz in über hundert Ländern und bei einer Aufsplittung der begrenzten finanziellen Mittel auf alle erdenklichen Themen verschwinden die bereitgestellten Mittel weitgehend in den Organisationen. Die Privatwirtschaft hat erkannt, dass erfolgreiches Wirtschaften die Fokussierung auf ein begrenztes Fachgebiet erfordert. Kein Automobilkonzern käme auf die Idee, für seine Angestellten Gemüse anzubauen und kein Spital käme auf die Idee, die Wasserversorgung der Kommune zu betreiben. Entsprechend ist bei der Entwicklungshilfe die Spezialisierung auf Teilbereiche wie Ernährung, Gesundheit, Märkte usw. unumgänglich.


Seit Bestehen der EU hat sich diese zum Ziel gesetzt, für die heranwachsende Jugend Einkommensmöglichkeiten für das gegenwärtige und das Leben im Alter zu schaffen. Vergebens! 23,4 % (5,5 Millionen) junger Menschen sind derzeit in der EU-28 arbeitslos. Ein Beweis, dass die politisch eingesetzten Mittel gegen die anwachsende Armut selbst in der EU unwirksam sind. Das zeigt sich auch in den Entwicklungsländern. Praktisch alle Hauptstädte verfügen über Prunkbauten, Flugplätze, Yachthäfen, Regierungsresidenzen und Boulevards mit Luxuslimousinen, während wenige Kilometer ausserhalb die Menschen in Blechhütten darben und auf Lebensmittelhilfe angewiesen sind. Zu glauben, die Armut könne mit den Prinzipien der Industrieländer reduziert oder gar beseitigt werden, ist illusorisch. Das Wachstum der Wirtschaft nähme seinen Fortgang, während die Armut von Beschäftigten und Arbeitslosen weiter ansteigen würde - siehe EU und USA. Gleichzeitig würden die Umweltprobleme und die politischen Streitigkeiten ausser Kontrolle geraten.


Die Wirtschaft gedeiht dort, wo entweder durch Ausbeutung der Natur, clevere Markt-Ideen oder bei Verknappung lebensnotwendiger Güter Kapital vermehrt werden kann. Alle drei Voraussetzungen kann der Staat nicht bieten. Die Politik könne Arbeitsplätze schaffen, ist Sand in die Augen der Steuerzahler gestreut. Bestenfalls kann sie, zeitlich befristet, einen bestehenden Wirtschaftsmotor mit Subventionen am Leben erhalten. Diese Erfahrung musste Deutschland mit den neuen Bundesländern machen. Mit den Mitteln des Staates wurden Strassen, Bahnen, Kommunikationseinrichtungen und politische Verwaltungen geschaffen. All das brachte aber keine Arbeitsplätze, keinen wirtschaftlichen Aufschwung, keine Steigerung des Volkseinkommens und somit auch keinen „Wohlstand“. Initiative, junge Menschen „flüchteten“ in den Westen, sodass die wirtschaftliche Entwicklung vollends zum Erliegen kam. 


Insgesamt wurden in den Jahren 2010 bis 2020 1'518 Milliarden US-Dollar (1,5 Billionen) für die Entwicklungshilfe verwendet. Die Schweiz steuerte mit 46,4 Milliarden Franken einen Anteil von 3 % bei. Anschauliche Beispiele, bei denen Bewohner eines Landes oder einer Region in die Lage versetzt wurden, die notwendigen Güter und Dienstleistungen selber zu erarbeiten und für alle verfügbar zu machen, sind keine ausgewiesen. In den betreffenden Regionen mangelt es weiterhin an der Grundversorgung für ein menschenwürdiges Leben. Die Abwerbung initiativer, unternehmerisch handelnder Menschen hat erheblich dazu beigetragen. Noch immer ist eine von zehn Personen weltweit von extremer Armut betroffen. Gemäss Prognosen der Weltbank werden 2030 90 % der Menschen in Subsahara-Afrika unter extremer Armut leben. Wer nun glaubt, allen Erkenntnissen zur Umweltbelastung zum Trotz, diesen Menschen den Lebensstil der Industrienationen beibringen zu müssen, ist unvernünftig. Bei der Entwicklungshilfe muss die Chance genutzt werden, neue Formen des Zusammenlebens zu erproben. Zentraler Punkt beim Aufbau der Lebensgrundlagen sind regionale Märkte, das Anbieten lokal produzierter Güter und Dienste wie Handwerk, Transporte, Gesundheitsversorgung für Menschen und Tiere.


Vorbildliche Entwicklungshilfe leistet die unabhängige, gemeinnützige Entwicklungsorganisation Swisscontact. Mit dem Projekt „Dynamische Märkte – Nachhaltiger Kakao und Honig“ unterstützt sie Kakaobauern und Imker, um deren Produktion zu verbessern. Sie erhalten notwendiges Wissen und grundlegende Fähigkeiten für den Anbau und die Verarbeitung. So können sie ihre Produktionsmengen und die Produktqualität stetig steigern. Gleichzeitig werden die Bauern als Mitglieder von Bauernorganisationen beim Verkauf ihrer Produkte unterstützt. Sie bauen stabile Beziehungen zu Abnehmern auf und erschliessen neue Märkte. Durch die erfolgreiche Integration in das Marktsystem erwirtschaften sie existenzsichernde Löhne und verbessern ihre Lebenssituation und die ihrer Familien. Das wird nicht mit Konzepten und Arbeitsanweisungen nach westlichem Management erwirkt, sondern indem diese Menschen in ihrer Eigeninitiative gefördert werden.

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