Nordseekrabben gehören zu jenen Spezialitäten, die von vielen kulinarischen Genießern immer wieder gerne gegessen werden. Obwohl die Verarbeitung teilweise in Marokko erfolgt, sieht man hinter der Bezeichnung ein qualitativ hochwertiges, deutsches Produkt.
Dass der Inhalt von Dosen, die mit der Überschrift „Nordseemeeresfrüchte“ und mit einem Bild von Büsum bedruckt, aus China stammen können, ist verwirrend.
Der Begriff Nordseemeeresfrüchte bezeichnet im deutschen Sprachgebrauch essbare Meerestiere, die in der Nordsee gefangen wurden. Wenn die Tiere aus China stammen ist es sprachlich zwar eine arglistige Täuschung, gesetzlich dennoch zugelassen. Derartige Irreführungen der Konsumenten sind alltäglich. Beispielsweise besteht keinerlei Gewähr, dass Schwarzwaldspeck von Tieren aus dem Schwarzwald stammt. Die nach EU-Recht „Geschützte geografische Angabe“ drückt lediglich aus, dass mindestens ein Verarbeitungsschritt in der Region erfolgen sollte. Handelt es sich bei diesem Verarbeitungsschritt um das Verpacken, hat der Speck selber mit dem Schwarzwald wenig zu tun. Wo das Schwein lebte, das den Schinken liefert, ist egal. Auch kann das Fleisch irgendwo verarbeitet werden. Da hilft selbst ein QR-Code auf der Verpackung nicht weiter. Damit wird lediglich der Schein gewahrt, dass alles ordentlich deklariert sei.
Desgleichen lässt die Bezeichnung „Garantiert traditionelle Spezialität“, wie beispielsweise der Serrano-Schinken gekennzeichnet ist, bis auf das Land keine Rückschlüsse auf die Herkunft der Ware und den Verarbeitungsort zu. Die ursprünglich handwerkliche Herstellung kann zudem durchaus durch industrielle Prozesse ersetzt sein. Einzig beim Parmaschinken, der durch das Label „Geschützte Ursprungsbezeichnung“ gekennzeichnet ist, besteht Gewähr, dass die Schweine aus Norditalien stammen und dass die Verarbeitung in der Region Parma erfolgt. Was allerdings nicht bedeutet, dass das Produkt bekömmlicher ist als beispielsweise aus Österreich.
Und wie steht es mit dem Honig, der gemäß Aufdruck aus EU und Nicht-EU-Ländern stammen soll? Honig aus EU und Nicht-EU-Ländern wird meist mit Produkten aus verschiedenen Ländern wahllos vermischt, stark erhitzt und lange gerührt – die Qualität wird beeinträchtigt und weicht erheblich von den natürlichen durch Imker produzierten Erzeugnissen ab. Im Jahre 2015 wurden 17.400 Tonnen Honig aus Mexiko nach Deutschland importiert und industriell zu derartigen Angeboten verarbeitet.
Mit aller Macht streben Industrie und Handel, durch Einflussnahme auf die Politik, den freien, globalen Handel an. Die Unternehmen können dadurch die Ware dort beschaffen, wo sie am preisgünstigsten zu haben ist. Sie hintergehen hiermit – zum Schaden der Konsumenten – nicht nur die erarbeiteten, gesellschaftlich geschätzten Qualitätsnormen, sondern es werden auch Betriebsschließungen sowie Umwelt belastende Transporte in kauf genommen. Was auf Ihrem Teller landet, können Sie jedoch selbst bestimmen. Bauernmärkte, Hofläden und in Supermärkten eindeutig gekennzeichneten, regionale Produkte stehen zur Auswahl. Mit dem Kauf solcher Erzeugnisse tun Sie der Region, dem Straßenverkehr und der Umwelt Gutes. Nicht zuletzt können Sie sich an vorzüglichem und gesundem Essen erfreuen.