Die gegenwärtigen Auseinandersetzungen zwischen „denen da oben“ und „denen da unten“ provozieren die Frage, ob die Menschheit das Kollabieren der gegenwärtigen Kultur vermeiden könne? Die Zeichen stehen schlecht! Schon mehrere hochstehende Kulturen haben sich selbst zugrunde gerichtet.
Aus den Überbleibseln lassen sich die Gründe, die zu den Untergängen führten, nicht eindeutig ermitteln. Immerhin kommen Studien zum Schluss, dass, neben verschiedenen weiteren Gründen, bei praktisch allen Kultur-Untergängen klimatische Veränderungen, mit der Folge von Nahrungsmittel- und/oder Wassermangel, mitverantwortlich waren. Die Menschen konnten sich nicht genügend schnell an die geänderten Umweltbedinungen anpassen.
Jahrhundertelang reichte das römische Reich vom Atlantik bis zum Euphrat, vom kargen schottischen Hochland bis zu den Wüsten Nordafrikas. Es ist unvorstellbar, wie dieses gut organisierte Reich schliesslich in den Wirren der Völkerwanderung unterging. Strukturelle Veränderungen im römischen Imperium könnten dazu geführt haben, dass der Führerschaft die ökonomischen Ressourcen entglitten.
Die Maya lebten in lose miteinander verbundenen Stadtstaaten, verstreut über die Gebiete der heutigen Länder Mexiko, Guatemala, Honduras, El Salvador und Belize. Was dann im 9. Jahrhundert geschah, ist bis heute unklar. Von Bedeutung für den Niedergang waren sicherlich die Machtkämpfe und Kriege zwischen den einzelnen Staaten. Auch scheinen Eindringlinge aus Mexiko eine wichtige Rolle bei den Umwälzungen gespielt zu haben. Die Ernteausfälle, so eine These, hätten die Maya mit intensiverem Anbau und dem Roden der Wälder zu kompensieren versucht. Das aber habe die fruchtbaren Böden zerstört und das Klima verschlechtert.
Von etwa 2700 bis 2200 vor Christus herrschten die Pharaonen unangefochten über ein wohlhabendes Land. Trotz Wohlergehen und Machtfülle zerfiel das Reich nach etwa einem halben Jahrtausend. In zeitgenössischen Quellen, zum Beispiel in Grabtexten, ist von Chaos und Hungersnöten die Rede, ebenso von Räubereien und verloren gegangener Gerechtigkeit.
Parallelen zu den heutigen Verhältnissen sind offenkundig. Manch einer wird entgegenhalten, dass frühere Kulturen mit der heutigen Zeit nicht zu vergleichen seien. Wir hätten heute ganz andere Möglichkeiten. Stimmt - wir haben die UNO und wir haben Atomwaffen, aber weder das eine noch das andere konnte bisher das Abholzen des Regenwaldes, das Palästina Problem und damit die Kriegsgefahr im nahen Osten oder das Sterben von jährlich drei Millionen Kinder durch Hunger verhindern. Wir haben zwar weitergehende Handlungsmöglichkeiten, aber die Menschen sind ausser Stande, das Instrumentarium zweckdienlich einzusetzen. Kein Mensch und kein Gremium ist in der Lage die globalen Gesamtzusammenhänge zu erfassen und die daraus sich ergebenden, notwendigen Verhaltensänderungen der Erdbevölkerung zu erwirken.
Seit 1979 werden, allein zum Thema Weltklima, unter der Schirmherrschaft der UNO, gross angelegte Weltklimakonferenzen durchgeführt, ohne nennenswerten Erfolg. Mit Elektroautos und Wärmepumpen werden wir die Probleme der globalen Marktwirtschaft nicht lösen. Ausgerüstet mit Unmengen von Geld liegt die Macht heute bei Wirtschaftskapitänen und nicht mehr bei demokratischen Prozessen. Das Geld ist den Staaten und damit den Menschen entzogen. Die sozialen, gesellschaftlichen Forderungen, zum Beispiel im Bereich Armut und Flüchtlingswesen, sind dadurch politisch unlösbar.
Es scheint ein unumstössliches Gesetz der Geschichte zu sein, dass komplexe Gesellschaften und mächtige Reiche irgendwann zusammenbrechen. Auch unserer Zivilisation kann einer Studie zufolge, die von der NASA mitfinanziert wurde, ein entsprechendes Schicksal blühen. Die Studie kommt zum Schluss: Wenn eine Gesellschaft die vorhandenen, natürlichen Ressourcen übermässig plündere und sich gleichzeitig eine reiche Elite von der armen Mehrheit abspalte, führe das unweigerlich zum Zusammenbruch. Denn die Leute an der Macht kämen die Krise erst dann zu spüren, wenn es für eine Richtungskorrektur zu spät sei. Mit einem Anstieg der Bevölkerungszahl auf über neun Milliarden werde der Ressourcenverbrauch an die Grenze der Belastbarkeit gelangen. Jegliche Reduzierung der wirtschaftlichen Tätigkeit, zugunsten der Natur, werde zudem die weltweite Arbeitslosigkeit erhöhen und damit Millionen von Menschen die Lebensgrundlagen entziehen.
Angetrieben von den Regeln der Finanzwirtschaft müssen Unternehmen, ohne Rücksicht auf Schäden an Mensch und Natur, Gewinne erwirtschaften. Das jährliche Wirtschaftswachstum ist nach wie vor der Gradmesser für den Erfolg oder Misserfolg der Wirtschaft und der Regierungen. Die Konsequenz: Die grossen Geldströme fliessen von den Menschen weg hin zu den Finanzgiganten, die mit ihren Unternehmensentscheidungen diesen Kreislauf weiter antreiben. Aktuelle Entscheidungen, wie zum Beispiel der angestrebte Weltraumtourismus, tragen in keiner Weise zur Verbesserung der Lebensbedingungen bei. Die Herren Jeff Bezos und Co. arbeiten nicht daran die Welt zu verbessern, sondern suchen einzig den wirtschaftlichen Erfolg zugunsten der Geldgeber. Korrekturen an der fatalen Wirtschaftsordnung vorzunehmen wäre Sache der Politik. Allein in den letzten Jahrzehnten sind keine konkreten, zielorientierte Schritte erkennbar. Auch sind keinerlei Visionen oder ganze Konzepte in Sicht, wie sich die Industriestaaten verändern sollten, um die masslosen Umweltschäden in kulturerhaltende Bahnen zu lenken.
Ein einzelnes Land oder einzelne Interessengemeinschaften können das Weltgeschehen nicht entscheidend beeinflussen. Zu komplex sind die Zusammenhänge von Natur und Wirtschaft, insbesondere aber auch das Verhalten der Menschen. Für die Schweiz empfiehlt sich vor diesem Hintergrund, so wie es im zweiten Weltkrieg praktiziert wurde, sich aus den Stürmen des Weltgeschehens herauszuhalten und das Leben der Einwohner auf die Möglichkeiten des eigenen Landes zu fokussieren. Handfeste Gründe sprechen dafür, dass unsere Kinder auf diesem Weg einer länger andauernden, menschenwürdigen Zukunft entgegenblicken können.