Sturm

Die Umweltverantwortungsinitiative verlangt, dass sich die schweizerische Gesamtwirtschaft in einem Rahmen bewegt, der die Erneuerungsfähigkeit der Natur gewährleistet. Wirtschaftliche Tätigkeiten dürften

demnach nicht mehr Ressourcen verbrauchen und Schadstoffe freisetzen, als es die Erneuerungsfähigkeit der Natur zulässt. Die Initiative lässt offen, mit welchen Massnahmen sie umgesetzt werden soll. Es ist jedoch unbestritten, dass ihre Umsetzung mithilfe von Vorschriften, Verboten und Aktivitäten ein Umkrempeln der ganzen Lebensweise zur Folge hätte.


Schon die Zielsetzung dieser Initiative ist unhaltbar. Wie all das, was auf unserer Erde lebt, zusammen funktioniert, lässt sich nicht mit wenigen Stichworten in gut und schlecht einteilen. Es fehlt demnach schon die Messgrösse, an der sich das Stimmvolk orientieren könnte. Indem die Initianten offen lassen, wie ihre Ziele erreicht werden sollen, ist zudem fragwürdig, ob sich das „Wunschdenken“ überhaupt umsetzen lässt. Die ganze Bevölkerung auf einen Weg zu führen, dessen Ende unabsehbar ist, ist unverantwortlich.


Allerdings kann unser Wohlstand nur von Dauer sein, wenn wir die Realität unseres Planeten akzeptieren. Die Missachtung ökologischer Grenzen führt ebenso in ein Wirrwarr wie das Treffen falscher Massnahmen. Den Fortbestand der Menschheit sichern, erfordert verlässliche Massstäbe, Einigung in den anzustrebenden Zielen und lokales Handeln. Planwirtschaft nach dem Muster Nordkoreas oder Kubas zeigen, dass die Versorgung der Bevölkerung zu komplex ist, als dass einzelne Menschen oder Menschengruppen zielführende Entscheidungen treffen könnten.


Mögliche Schlüsselwerte werden unter der Bezeichnung „Fussabdruck“ vom Global Footprint Network für die Länder, Regionen, Städte und Unternehmen bereitgestellt. Der ökologische Fussabdruck ist nach wie vor die einzige Kenngrösse, die die menschliche Belastung der Natur umfassend mit der Regenerationsfähigkeit der Natur vergleicht. Er basiert auf einer einfachen Buchführung und nicht auf einer willkürlichen Bewertung. Seit 2019 werden diese nationalen Berechnungen von der York University unter der Leitung der Footprint Data Foundation (FoDaFo) durchgeführt. Sie ermöglichen, mit der Überschreitung des zulässigen Grenzwertes in einzelnen Regionen umzugehen.


Der ökologische Fussabdruck zeigt auf, welche ökologische Produktionsfläche erforderlich ist, damit eine Region, ein Land oder die gesamte Menschheit die eigenen Bedürfnisse decken und die Abfälle neutralisieren kann. Eine Studie aus dem Jahr 2006 des Bundesamtes für Statistik (BFS), des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE) und des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) sowie der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) hat die Methode des Global Footprint Networks für den Fussabdruck der Schweiz evaluiert. Nach neusten Berechnungen konsumiert die Schweiz 2,5-mal mehr Umweltleistungen und -ressourcen als global pro Person verfügbar sind. Wir leben somit auf Kosten künftiger Generationen und anderer Erdteile.


Wenn wir in der Schweiz 2,5-mal mehr Umweltleistungen und -ressourcen konsumieren als uns im Rahmen der Weltgemeinschaft zusteht und unser Wohlstand darauf beruht, müssen wir eingestehen, dass wir unsere eigenen Werte, fairer Umgang mit Mitmenschen und Natur, missachten.


Was sind unsere Alternativen zum einseitigen Konsum- und Wirtschaftsstreben?

Viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verlangen eine Änderung des Wirtschaftens. Doch wie das ohne grosse Streitereien bis hin zu Kriegen geschehen soll, dazu gibt es kaum praktizierbare Ideen. Entsprechend fehlt der Wille, Veränderungen an die Hand zu nehmen. Denkbare Massnahmen sind:

  • Giacomo Corneo von der Freien Universität Berlin schlägt ein Modell vor, das er Aktienmarktsozialismus nennt. Hier geht es um gerechtere Einkommensverteilung.
  •  In vielen Vorschlägen geht es darum, dass die Gesellschaft zurückkehrt zu lokalem Handeln, beispielsweise mit Genossenschaften.
  •  Ebenfalls wird darüber diskutiert, wie man die Gesellschaft vom Konsum weg bekommt. Ökonom Tim Jackson fordert zum Beispiel, dass der Staat den öffentlichen Raum von Werbung befreien soll, damit der Wettstreit um Status und Besitz nicht angetrieben wird.
  •  Eine weitere Idee sieht eine Konsumsteuer vor, die je höher ausfällt, desto emissionsintensiver ein Gut ist.
  •  Laut der UNESCO, beziehungsweise der Vereinten Nationen, muss das Wachstum mit Dienstleistungen an Stelle von Waren angestrebt werden.
  •  Manche Ökonomen machen sich für eine Wirtschaft ohne Wachstum stark und werben für eine sogenannte Postwachstumsökonomie.
  • Gebrauchsgegenstände mit anderen zu teilen, wird ebenfalls diskutiert. Doppelte Nutzung bedeutet halbierter Bedarf. Ein gleicher Effekt wird mit verlängerter Nutzung erzielt. Durch Instandhaltung, Reparatur oder Umbau könnte die Produktion neuer Objekte zusätzlich halbiert werden.


Für die Schweiz dürfte gegenwärtig keiner dieser Vorschläge praktizierbar sein. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass unser kleines Land, solange es nicht im Korsett der EU steckt, mit wirkungsvollen und dadurch beeindruckenden Massnahmen im Umweltschutz zusammen mit der Armutsbekämpfung das früher vorhandene, hohe internationale Ansehen zurückerobern könnte. Der Sonderfall Schweiz würde, mit frischem Nationalstolz, zu neuer Blüte erweckt. Dazu reicht es nicht, wenn es Sportlern überlassen wird, das Image hochzuhalten. Auch politische Grössen (Lech Valesa, Nelson Mandela u.a.) können sich durch überzeugende Leistungen internationale Anerkennung erschaffen. Voraussetzung ist, dass sie sich nicht im Geplänkel demokratischer Parteien verstricken, sondern klare Visionen verfolgen. Qualifizierte Persönlichkeiten sind sich zudem bewusst, dass sie, ohne Planung von Einzelschritten, mit Zielen, die in zwanzig Jahren erreicht werden sollen, unglaubwürdig agieren. Es muss jetzt gehandelt werden und nicht die nachfolgende Regierung und schon gar nicht die zukünftigen Generationen.


Eine mögliche Handlung könnte sein, die Modellvielfalt eines Händlers einzuschränken. Kein Käufer ist unglücklich, wenn er nur unter 10 statt unter 20 Kaffeemaschinen, Staubsauger, Waschmaschinen, Fernseher, Fahrräder, Autos auswählen kann. Im Gegenteil. Die Anbieter werden bei einer beschränkten Modellvielfalt darauf bedacht sein, aus der Vielfalt des weltweiten Marktes nur die besten Geräte in Ihr Angebot aufzunehmen. Die Konsumenten können von einer höheren Produktqualität ausgehen und die Gefahr eines Fehlkaufs ist reduziert. Niemand wird durch diese Massnahme in seinem Wohlstand eingeschränkt, aber mit Reduktion der Transporte um 10 – 20 % wäre ein spürbarer Schritt gemacht.

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